Der Test des F.P. Journe Chronomètre Souverain

Die Chronomètre Souverain von F.P. Journe ist bekannt für ihre Seltenheit und ihren Sammlerwert, aber wie gut funktioniert sie als Zeitmesser? WatchTime prüft die Uhr in diesem exklusiven Test aus unserem Archiv auf Herz und Nieren; Nik Schölzel liefert die Originalfotos.

Die Uhrenwelt wurde erstmals 1986 auf François-Paul Journe aufmerksam, als er der Akademie der unabhängigen kreativen Uhrmacher (AHCI) beitrat. Nachdem er mehrere Jahre lang in seinem Geschäft am Rande von Paris unkonventionelle Zeitmesser für eine elitäre und gut betuchte Kundschaft hergestellt hatte, ließ sich der gebürtige Franzose in der Rue de l’Arquebuse in Genf nieder, wo er seine Marke F. P. Journe Invenit et Fecit gründete . Das kleine Unternehmen stellt nur etwa 800 fake uhren pro Jahr her, aber die Liste seiner Bewunderer ist so groß, dass die gesamte Jahresproduktion normalerweise ein ganzes Jahr im Voraus ausverkauft ist.

Die Uhren von F.P. Journe, die für ihren hohen technischen Standard und ihren unverwechselbaren “Journe-Look” bekannt sind, haben zahlreiche Nachahmer inspiriert. Journe selbst, der in der gesamten Uhrenbranche als Individualist gilt, entwirft sie in umgekehrter Richtung wie die meisten anderen Uhrmacher: Er plant das Zifferblatt eines neuen Modells und beginnt dann mit der Arbeit an dem Uhrwerk, das die gewünschten Anzeigen der Uhr tragen wird.

Die in diesem Test vorgestellte Chronomètre Souverain (französisch für “souverän”) gilt als Einstiegsuhr von F.P. Journe – wenn man eine Uhr, die etwas weniger als 30.000 Dollar kostet, wirklich als solche bezeichnen kann – und wird in sehr begrenzter Stückzahl produziert. Das exklusive Uhrwerk mit Handaufzug ist nicht nur technisch sehr interessant, sondern auch wunderschön dekoriert und veredelt – ein typisches Beispiel für den mittlerweile bekannten Journe-Designstil. Journe stellt die Uhr in zwei verschiedenen Gehäusedurchmessern her, 38 mm und 40 mm (die Größe des von uns getesteten Modells), auch wenn die letztere Größe von vielen Uhrenkennern als das neue Minimum angesehen wird.

F.P Journe Chronometre Souverain front
Die gebläuten Stahlzeiger bilden einen eleganten Kontrast zum weißen Zifferblatt.

Das Zifferblatt der Chronomètre Souverain ist sauber gestaltet: keineswegs überladen und daher hervorragend ablesbar, obwohl das Saphirglas nicht entspiegelt ist. Die Länge der gebläuten Stahlzeiger, die die Stunden und Minuten anzeigen, ist genau richtig. Ihre Farbe – das Ergebnis einer sorgfältigen Erhitzung auf genau die richtige Temperatur – hebt sich deutlich von dem weißen Hintergrund des Zifferblatts ab. Das dezentral angeordnete Sekundenzifferblatt bildet ein Gegengewicht zur Gangreserveanzeige und sorgt für eine gute optische Harmonie.

Die kleine Krone unterstreicht das elegante Design. Ihre feine Rändelung sorgt dafür, dass sie sich präzise und leicht bedienen lässt. Wenn Sie Ihre Chronomètre Souverain zum Stillstand kommen lassen, d. h. wenn die Gangreserve von 56 Stunden erschöpft ist, müssen Sie die Krone 38 Umdrehungen lang aufziehen, bis die beiden parallel geschalteten Federhäuser wieder voll aufgeladen sind. Zum Glück ist das Aufziehen einer solchen Uhr für die meisten Uhrenliebhaber eine angenehme Art, ihre Zeit zu verbringen.

F.P Journe Chronometre Souverain profile
Die kleine, gerändelte Krone macht das Aufziehen der Uhr zu einem Vergnügen.

Die Uhr verfügt über eine unkonventionelle Gangreserveanzeige: Anstatt bei der Ziffer 56″ oben zu beginnen, wenn die Uhr voll aufgezogen ist, und sich bei abnehmender Gangreserve nach unten zur 0″ zu bewegen, beginnt der Zeiger bei voller Gangreserve bei der 0″ und bewegt sich bei abnehmender Gangreserve zur 56″, so dass der Träger ein wenig Kopfrechnen muss.

Das Gehäuse ist tadellos verarbeitet, mit viel Liebe zum Detail, wie zum Beispiel die hübsche Beschriftung und Nummerierung am Rand des Bodens, der eine Saphirscheibe umgibt und mit sechs Schrauben am Gehäuse befestigt ist. Diese Uhr ist auch haptisch ein Genuss.

F.P Journe Chronometre Souverain back
Eine uhrmacherische Schönheit, die die Blicke auf sich zieht: Das Journe-Kaliber 1304.

Das klar strukturierte Uhrwerk ist ebenso schön wie das Zifferblatt. Beim Blick durch den transparenten Boden der Uhr fällt auf, dass das Kaliber das Gehäuse großzügig ausfüllt. Es gibt keinen klobigen Werkhaltering, der ungenutzten Platz wegnimmt, wie es oft bei Uhren von Marken der Fall ist, die auf den Zug der großen Durchmesser aufgesprungen sind, aber weiterhin kleinere Kaliber verwenden. Die Chronomètre Souverain wird vom Manufakturkaliber 1304 angetrieben, dessen Platine und Brücken aus 18 Karat Gold gefertigt sind. Einige von ihnen sind mit einer kreisförmigen Maserung verziert, andere mit Sonnenschliff- oder Wellenmustern. Die Schraubenköpfe sind flach poliert, ihre Kanten und Schlitze sind sauber abgeschrägt. Die Schraubenunruh der 15-zahnigen, indexlosen, geradlinigen Schweizer Ankerhemmung schwingt mit einer idealen Ganggenauigkeit von 21.600 Halbschwingungen pro Stunde. Der Gewinn oder Verlust kann durch Veränderung des Trägheitsmoments der Unruh eingestellt werden: Dazu dreht der Uhrmacher die vier Exzenterschrauben, eine auf jeder der vier Speichen der Unruh. Die flache Spiralfeder im Inneren der Unruh besteht aus einer thermisch behandelten Nivarox-Anachron-Legierung. Das Trägheitsmoment der Unruh beträgt 10,10 mg x cm2, ihr Hebewinkel 52 Grad. Die Verbindung zwischen der Hemmung und dem Räderwerk ist verdeckt, nur die beiden Federhäuser und ihre Peripherie sind sichtbar.

Wir waren etwas überrascht über den Unterschied zwischen den Ergebnissen, die wir bei unserem Test am Handgelenk gemessen haben, und denen, die von einer elektronischen Zeitmessmaschine von Witschi ermittelt wurden. Die Chronomètre Souverain lief am Handgelenk etwas schneller (ein bis zwei Sekunden pro Tag), aber das elektronische Gerät zeigte einen Gewinn von bis zu 4,5 Sekunden pro Tag. Die Feinregulierung scheint recht gut gewesen zu sein, wie die Tatsache zeigt, dass der Gang der Uhr nach einer Laufzeit von etwa 26 Stunden fast genauso gut war wie im aufgezogenen Zustand. Selbst mit fast leerem “Tank” hielt sie die Zeit mit mehr als akzeptabler Genauigkeit. Wenn Sie die Chronomètre Souverain über das Wochenende alleine lassen, müssen Sie sie am Montagmorgen nicht zurücksetzen. Ein wenig Handaufzug wird sie – und Sie – auf den Start in die neue Woche vorbereiten.

F.P. Journe Chronometre Souverain buckle
Die Liebe zum Detail zeigt sich in der Schließe aus 18 Karat Gold, in die der Name des Herstellers eingraviert ist.

Pro
+ Edles Manufakturkaliber
+ Exklusivität durch geringe Stückzahl der produzierten Uhren
+ Sorgfältige handwerkliche Verarbeitung bis ins Detail
Nachteile
– Hoher Preis

MERKMALE:
Hersteller: Montre Journe SA, 17, rue de l’Arquebuse, CH-1204 Genf, Schweiz
Funktionen: Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Gangreserveanzeige
Uhrwerk: F. P. Journe Kaliber 1304; Durchmesser = 30,4 mm, Höhe = 3,75 mm; 22 Lagersteine; lineare Schweizer Ankerhemmung mit 15 Zähnen; Schraubenunruh mit vier Gewichten; Nivarox-Anachron Unruhspirale; 21.600 Halbschwingungen pro Stunde; beweglicher Spiralklötzchenträger; Feinregulierung ohne Indexsystem durch Veränderung der Trägheit am Unruhreif; zwei Federhäuser; 56 Stunden Gangreserve (± 2 Stunden); keine Sekundenstoppfunktion; 164 Bauteile
Gehäuse: Massives, dreiteiliges 40-mm-Gehäuse aus Rotgold; Saphirglas im Boden, gehalten von sechs Schrauben; Saphirgläser (nicht entspiegelt) vorne und hinten; wasserdicht bis 3 ATM
Armband und Schließe: Krokodillederarmband mit Dornschließe aus 18 Karat Gold
Gangresultate:
(Abweichungen in Sekunden pro Tag, voll aufgezogen und nach 26 Stunden Laufzeit)
Wahl aufwärts +2/+2
Zifferblatt abwärts +6/+6
Krone aufwärts +6/+4
Krone abwärts +4/+3
Krone links +2/+1
Krone rechts +7/+7
Größte Abweichung: 5/6
Mittlere Abweichung: +4,5 /+3,8
Mittlere Amplitude:
Flache Stellungen 319°/305°
Hängende Stellungen 294°/280°
Abmessungen: Durchmesser = 40 mm, Höhe = 8,6 mm, Gewicht = 79 Gramm
Variationen: Platingehäuse ($34.460); 38 mm, Roségoldgehäuse ($27.830); 38 mm, Platingehäuse ($33.370)
Preis: $28.370

PUNKTE:
Armband und Schließe (max. 10 Punkte): Leicht gepolstertes, sehr schön gearbeitetes Krokodilband mit eingraviertem Namen “F. P. Journe” in der 18k-Goldschließe. 10
Bedienung (5): Die Krone ist recht klein, aber dennoch gut zwischen den Fingerspitzen zu greifen, so dass die Uhrzeit leicht eingestellt werden kann. 4
Gehäuse (10): Sechs Schrauben fixieren den Boden des perfekt gearbeiteten Goldgehäuses, das mit schönen Gravuren und einem Sichtfenster aus Saphir aufwartet. 10
Gestaltung (15): Der zeitlose, schnörkellose Stil von Journe wird von den Konkurrenten dieser Marke häufig kopiert. 14
Ablesbarkeit (5): Die Ablesbarkeit ist bei Tageslicht dank des hohen Kontrasts zwischen den Zeigern und dem Zifferblatt gut, aber die Uhr ist dunkel, wenn das Licht ausgeht. 4
Tragekomfort (10): Diese elegante und leichte 40-mm-Uhr liegt perfekt am Handgelenk an. 10
Uhrwerk (20): Sorgfältige und aufwändige Verzierungen auf den Oberflächen und attraktiv gestaltete Brücken zeichnen das handaufgezogene, doppelläufige Manufakturkaliber 1304 aus. 17
Gangwerte (10): Gute Einstellung im Plusbereich in allen Lagen und unter allen Aufzugsbedingungen; die Gangwerte waren am Handgelenk besser als auf der elektronischen Zeitwaage. 8
Gesamtwert (15): Diese Genfer Alternative zu den etablierten Herstellern der Oberklasse ist teuer, aber die Exklusivität rechtfertigt den Preis. 12
GESAMT: 89 PUNKTE

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